Auftrag: „composers slide quartet“,  Leitung Andrew Digby
UA: Fauler Bad Freiburg, 25.06.2005
Aufnahme: Fauler Bad Freiburg, 25.06.2005

Spielt ein Instrument einen Ton in einem Raum, so entfalten sich die Schallwellen strahlenförmig in alle Richtungen. Jeder Strahl prallt gegen eine Wand oder eine andere harte Oberfläche und wird dann in den Raum zurückgeworfen; der Prozess wird fortgesetzt, bis die gesamte Energie des ursprünglichen Tones verbraucht ist. Man kann sich leicht die Komplexität des Vorgangs vorstellen. Eine genaue Voraussage, wie ein gegebener Ton in einem gegebenen Raum sich entwickeln wird, ist sehr aufwendig; ein Thema für die angewandte Wissenschaft. Uns Musikern liegt es viel näher, den Prozess empirisch zu beobachten und womöglich die gewonnenen Erkenntnisse kompositorisch zu benutzen. Das ist das Ziel von Ton-Geographie II.

Töne werden in einer Art so komponiert, dass man ein bestimmtes Verhalten provoziert. Der Nachhall wird komponiert. Die „Musik“ ist, sozusagen, in den Pausen verborgen.

Zum Beispiel: spielt ein Musiker in einer Ecke des Raumes mit dem Gesicht zum Publikum, so wird er eine bestimmte Klangfarbe und entsprechenden Nachhall erzielen. Dreht sich der Musiker um und spielt möglichst genau denselben Ton gegen die Eckwände, so werden Klangfarbe und Nachhall anders erklingen: man kann den Raum als einen riesigen Dämpfer betrachten.

-oder: spielt ein Instrument ein langsames Glissando, so wird jedes Segment des Gliss. Andere Grundtöne, Teiltöne und entsprechend anderes Nachhall verhalten erzeugen. Man wird dann ein „farbiges Geräusch“ als Mischung erwarten.

Diese Komposition soll in großen Räumen mit langer Nachhallzeit gespielt werden

Tre Media/Ricordi