Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos, Bolivia, Cergio Prudencio, Dirigent
Encargo: Klangspuren Schwaz
Estreno: Schwaz, Suiza, 10.09.2011
Grabación: Schwaz, Suiza, 10.09.2011

I

Ende September bis Mitte Oktober 2010 besuchte ich La Paz, um eine Arbeitsperiode mit dem Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (OEIN) abzuhalten. Es waren 10 aufregende Tage: Höhenkrankheit, Proben, Schwindel, Konzentrationsschwäche (mein Pass ging mehrmals verloren), Gespräche, Musikaufnahmen. Und die Gewissheit, dass ich mich vor etwas Neuem fand, aber auch vor etwas, das ich irgendwie wiedererkannte. Die Arbeit der OEIN hat nämlich seine Wurzeln in den Traditionen der Aymara- und die Kichwakultur; ich stamme von dieser Kultur ab.

II

Interessanterweise erinnerte mich die Arbeit mit den Musikern der OEIN stark an mehrere Erfahrungen, die mir gut bekannt waren, und zwar, durch meine eigene Arbeit mit elektroakustischer Musik.

Zum Beispiel einmal der Wunsch, das temperierte Tonsystem zu überdenken, zum anderen der Wunsch, Alternativen zu der zwölfton-temperierten Stimmung zu suchen.

Aber auch die Anwendung des Konzepts vom “Mixtur”, d.h. das „komponieren“ von sehr komplexen Spektren durch die Interaktion von individuellen Spektren. Im Falle des OEIN: eine wilde Orgie von Partialen.

III

Der ecuatorianische “páramo” ist sehr verwandt mit dem “altiplano” aus Bolivien: die Eindrücke von Intensidad y altura (Intensität und Höhe) in Worten von einem berühmten peruanischen Dichter (*) sind überwältigend. Und von Sonne überflutet etwas Grossartiges. Wie stimmig, die Sonne anzubeten! Möge diese Musik der Anbetung Intis (**) dienen.

IV

Ich möchte diese Arbeit der OEIN widmen. Als Anerkennung eines mutigen und zukunftträchtigen Weges. Und als Erinnerung von 10 schönen Tage in La Paz.

MM.

(*) César Vallejo, (1892-1938).

Inti (**) die Sonnengottheit der Kichwas.