Ensemble Aventure
Auftrag: Ensemble Aventure Freiburg
UA: Freiburg, Schneider Stiftung, 01.07.2016

In dieser Komposition konfrontiere ich zwei sehr verschiedene Klanggruppierungen:

Einerseits ein Bläserquintett, ein traditionsreiches Ensemble der europäischen klassischen Musik. Es besteht aus Instrumenten aus Holz (Oboe, Klarinette und Fagott) und Metall (Flöte und Horn). Diese Instrumente haben eine enorme technische Entwicklung über die Jahrhunderte erfahren, Interpreten und Komponisten haben dazu beigetragen, eine sehr reiche technische und kompositorische Tradition zu gestalten. Diese Instrumente erzeugen primär Töne mit harmonischen Spektren (analog zu der Obertonreihe), mit klaren wahrnehmbaren Tonhöhen, die in Skalen von 12 Noten per Oktave gruppierbar sind.

Anderseits benutze ich eine von mir gestaltete Klangkonstruktion, der ich den Namen Klangobjekt gegeben habe. Diese Konstruktion besteht aus einer kubischen Struktur, woran Objekte aus Metall oder Holz aufgehängt werden. Diese Objekte können mit Schlägeln oder Bogen „gespielt“ werden, die resultierenden Vibrationen werden mittels Kontaktmikrophone verstärkt. Die Objekte selbst sind sehr einfach, sie haben eine eher rustikale Machart. Die entstehenden Klänge sind für mich faszinierend, zugleich archaisch, aber auch neuartig. Physikalisch gesehen haben diese Klänge nichtharmonische Spektren, d.h. sie haben keine eindeutige Tonhöhe, sie können keine Tonhöhen-Skalen bilden, sie gehören eher zu der Welt der Geräusche. Diese Klangkonstruktion hat keine Geschichte, bzw. Tradition.

Was die Instrumente des Bläserquintetts können, können die Klangobjekte nicht.
Was die Klangobjekte können, können die Instrumente des Bläserquintetts nicht.

Aus dieser Logik habe ich eine Musik komponiert, die beide Klangwelten in Verbindung und Wechselwirkung bringt.

Ich möchte diese Komposition dem Ensemble Aventure in Freundschaft und Anerkennung widmen, für seine kompromisslose Solidarität mit den Komponisten Neuer Musik, auch in andere Geografien, etwa Lateinamerika.