Eine Fantasie über Tránsito Amaguaña (2017)
für Gitarre, Elektronik und Video
Bolívar Ávila, Gitarre
Carlos Poete, video
UA: 27. Enero 2018
Centro cultural Abraham Lincoln, Cuenca, Ecuador

„…elé…“ ist einer der eloquentesten Ausdrücke unserer andinen Sprachtradition. Auf ein „…elé…“ folgt in der Regel ein zwanghafter und leidenschaftlicher verbal-gestischer Redeschwall über das betreffende Thema.

Ich lernte Tránsito Amaguaña durch Irma Gómez und Julio Agualongo kennen, die meiner Tochter Inés sehr nahe standen und die Gründer der Tránsito Amaguaña Educational Unit auf dem Großmarkt in Quito waren. Etwa zwei Jahre vor dem Tod von Tránsito, der vermutlich hundert Jahre alt wurde, führte meine Tochter Inés (wie immer in Begleitung von Irma und Julio) ein Interview in Olmedo, Tránsitos letztem Wohnsitz, am Rande von Cayambe,

Das Interview beginnt natürlich mit „…elé….“. Was folgt, ist ein intensiver Monolog, der in zwanzig Minuten ein Jahrhundert an Lebenserfahrungen der Person komprimiert, die den liebevollen und respektvollen Titel „mamita“ trägt, sicherlich der zentrale Ausdruck unserer andinen Sprachtradition. Mit der hochmütigen, hohen Stimme einer „gallina culeca“ (mein eigenes Adjektiv) und mit unvergleichlichem Humor erzählt sie von ihren Kämpfen, ihrer Isolation und ihren Niederlagen, aber auch von ihren Triumphen, Tänzen und Freuden.

Und das Interview endet, wie könnte es anders sein, mit „…elé….ya se acabó el lío“, in Erwartung des baldigen Wiedersehens mit „mamita Magdalena und Mamita Belén, die in einer anderen Welt leben, das sind keine Menschen wie wir“.

Ich hatte die Idee, seine Stimme mit einer Gitarre zu kombinieren, die als Fragesteller, Zeuge und Vertrauter fungiert. Die Gitarre evoziert eine „pseudo-indigene“ Melodie, aber auch den rituellen Rhythmus der Trommel, der großen Trommel. Und sie läuft auch durch unverständliches Kauderwelsch.

Ein sehr einfacher Videofilm dient als grafische Untermalung. Er zeigt uns zu Beginn ein Bild ohne klare Konturen, das sich im Laufe des Werkes in eine kleine alte Frau aus Fleisch und Knochen (mehr Knochen als Fleisch) verwandelt: Mamita Tránsito.

Vielen Dank an Bolívar Ávila für seine Teilnahme an diesem Projekt.