Collegium Vocale Köln
Mesias Maiguashca, Elektronik

Von März bis September 1970 war ich in Japan als Mitglied von Stockhausens Ensemble, das im Deutschen Pavillion der dortigen Weltausstellung auftrat. Unter anderem war ich bei mehr als der Hälfte der insgesamt 70 Aufführungen von Stockhausens Stimmung mit der Klangregie befasst. Interpreten waren das Collegium Vocale Köln. A Mouthpiece entstand zu dieser Zeit und wiederspiegelt viele Eindrücke von damals wider. Das Stück ist einerseits Ergebnis meines andauerden musikalischen Kontakts mit den Mitgliedern des Vokalensembles, anderseits Ergebnis der Erforschung der dort nicht benutzten Möglichkeiten des technischen Aufbaus. In A Mouthpiece werden drei klangliche Grundmaterialien benutzt:

1. Verstärkte Vokalklänge: harmonische Spektren (Vokale, nasale und labiale Konsonanten), farbiges Geräusch (Reibelaute) und Impulse (Explosivlaute) werden dicht vor den Mikrophonen produziert;

2. Modulierte Vokalklänge: Vokalklänge werden durch ziemlich einfache mechanische Mittel moduliert, z.B. entstehen beim Hineinsingen in eine Stimmflöte mehrstimmige Klänge;

3. Akustische Rückkoppelung: das Verstärkersystem kann auch zur akustischen Rückkoppelung benutzt werden, deren Tonhöhen von den Resonanzmöglichkeiten um die Mikrophone herum abhängen. Die Ausführenden können also verschiedene Tonhöhen produzieren, indem sie die Resonanzmöglichkeiten an ihrem Mikrophon ändern, z.B. das Mikrophon mit der Hand oder mit der Mundhöhle umschließen.

Formal besteht A Mouthpiece aus einer Folge von Prozessen, die als Solos, Duos, Trios, etc. formuliert sind. Die Prozesse sind verbal notiert; im Unterschied zu konventioneller Notation erlaubt diese Art der Notation verschiedene akustische Realisationsmöglichkeiten der gleichen formalen Anordnung. A Mouthpiece ist dem Collegium Vocale Köln gewidmet.

Auftrag: Collegium Vocale Köln

Uraufführung: Musik der Zeit, Köln